Es beginnt zu regnen. Ich hatte gehofft heute, ohne Regen durch meine Laufrunde zu kommen. Ich fahre an einem Kreisverkehr mit Springbrunnen vorbei hinein in ein Villenviertel. Das Parken in nur für Anwohner erlaubt und ich passiere üppige Grundstücke mit sehr großen Häusern, um mich dann in einer Seitenstraße hinter dem Viertel zu platzieren. Ich beschließe zusätzlich noch eine Regenjacke anzuziehen.
Ich starte etwas höher und habe einen Überblick über den Teil der Stadt vor mir. Das Grau des Himmels vermischt sich mit den schmucklosen Fassaden der Gebäude unter mir. Ein großes, verfallenes Gelände thront mit einem schmalen, langen Turm in der Mitte dieses Panoramas. Ich folge der Straße nach unten und überquere schon bald die Maas mithilfe der Eisenbahnbrücke, an deren Seite ein kleiner, mit Brettern belegter Weg, läuft.
Die Gebäude werden kleiner und das Bild wird dörflicher. Ich verlasse allmählich die große Stadt und tauche in ein spärlich bewaldetes Areal ein, das mich zu Beginn direkt wieder ordentlich ansteigt. So habe ich auch hier immer wieder einen Fernblick auf das einige Kilometer entferne Lüttich. In dem Stadtbild stechen aus der Ferne einige Gebäude hervor: am auffälligsten ist sicher der imposante Bahnhof, der von oben die Form eines überdimensionalen Rochens hat. Kurz davor sieht man in bester Frankfurter Manier den Bank- Tower “La tour des finances”. Am linken Rand ragt noch die Kuppel der Herz-Jesu-Kirche von Cointe aus dem Stadtbild heraus.
Ich laufe den Berg wieder hinab und gelange an den Rand der Ourthe, einem Nebenfluss der Maas. Von dort begrüßt mich ein kleiner Nebenort mit aneinandergereihten, zweigeschossigen Gebäuden. Die weißen Markierungen auf der Straße sind verblichen, die Bürgersteige defekt. Die Fassaden der Wohnungen und Geschäfte sehen stark angegriffen aus, die Vorplätze der Betriebe haben oft aufplatzte Betonauffahrten. Zwischen den langen Häuserreihen zeigt sich hier und da ein mittelgroßes Hochhaus mit Waschbetonfassaden.
Zurück im Lütticher Stadtgebiet führt mein Weg mich scheinbar in eine Sackgasse. Einige Autos stehen dort geparkt, die Türen sind geöffnet. Einige Personen stehen daneben herum. Ich bin wie immer freundlich und passiere die Gruppe bis zu einem großen Metalltor, das einmal mit einem großen Kettenschloß zugesperrt war. Das Tor steht aber einen guten Spalt auf und tatsächlich ist das hier der Eingang zum Fort de la Chartreuse. Ein seit 1988 verlassener Ort und sich selbst überlassen. Aber offenbar öffentlich zugänglich. Ein unheimlicher Ort. Ich durchquere das Gelände und verlasse es wieder an der Vorderseite.
Die letzte Etappe führt mich zum sehr imposanten Bahnhof und dem Bahnhofsviertel. Es wird bereits dunkel. Und es regnet immer noch. Hier ist so vieles anders als bei uns.
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