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Der Wald fällt

Wow – da fehlte mir in der letzten Woche die Zeit für meine geplante Strecke am Rande der Eifel, dann lese ich abends, dass dort ein Tornado gewütet hat. Eine Woche später habe ich das wieder vergessen und denke mir, dass ich die Strecke einfach nachhole. Nun bin ich vor Ort und mir fällt wieder ein, dass es hier diesen schlimmen Sturm gegeben hat. Was wird mich hier erwarten?

Bei Start in der Nähe von Rötgen biege ich nach kurzer Zeit in ein recht dichtes Waldgebiet ab. Hier liegt eine Menge kleines Gehölz, allerdings alles mit glatten Schnittflächen – sauber gestapelt. Das sieht mir jetzt gar nicht nach Sturm aus. Es geht stetig bergauf. Was habe ich erwartet? Ich bin in der Eifel!

Wie zumeist laufe ich keinen breiten Wanderweg entlang, sondern eher durch das Unterholz. Ich würde sagen: ich bin nicht der Erste, der hier läuft, aber wirklich viele Leute hatte es auch noch nicht hierher verschlagen. Das Boden ist voll kleiner Stöcke und Wurzeln. Das ist wirklich sehr hart. Ich renne Slalom über den unebenen Boden. Ab und an kreuze ich einen der breiten “Touri-Wege”.

Es geht unerbittlich bergauf, irgendwann lässt die Steigung nach und ich denke – oder hoffe, dass ich jetzt wohl auch endlich mal oben bin. Meistens ist das ein Trugschluss, aber für die Motivation ist ab und an ganz gut, wenn man den Eindruck hat, dass man eine gewisse Etappe hinter sich gelassen hat. Ich bin aber wirklich irgendwie “oben”. Der Wald lichtet sich, freie Schneisen sind mit riesigen Windrändern bepflanzt. Schilder warnen mich vor herunterfallendem Eis.

Windräder, Eis? Ja, irgendwie ist es auch ganz schön kalt hier. Der Wind bläst recht stark, das ist nicht so richtig gemütlich. Dafür geht es ab hier immer bergab. Damit kann ich gut leben. Ich steuere über einen mäandernden Weg auf die Kalltallsperre zu. Ab und an sehe ich tatsächlich einen umgefallenen Baum, dessen Wurzeln in einem sehr flachen Teller aus Erde verflochten sind. Die Teller sind so flach, dass man niemals vermuten würde, dass diese großen Bäume jemals stabil darauf gestanden haben könnten. Solche umgefallenen Bäume habe ich schon oft gesehen.

Unten an der Kalltallsperre treffe ich auf ein Schild “Sturmschaden – Vorsicht”. Das klingt nach mehr als ein paar verstreuten Ästen im Wald. Bald stehe ich vor einer großer Tanne, die querliegend den Weg versperrt. Hier geht es los. Ich folge einer Weile dem Kelzer Bach und gelange in ein kargeres Waldgebiet. Dass der Wald hier nicht so dicht ist, hat offenbar verheerende Folgen. Ich passiere einige Stellen am Waldrand, an denen der Sturm eine lange Schneise geschlagen hat und die Bäume mit dem Bierdeckel-Teller liegen umgefallen wie Dominosteine in einer langen Reihe. Im weiteren Verlauf wird es noch schlimmer. Ganze Areale zeigen nur noch abgenickte Zahnstocher. Alle Bäume auf einer großen Fläche sind ab zwei oder drei Metern Höhe einfach abgebrochen. Alle Baumreste sind bereits ordentlich zersägt und gestapelt, aber der Blick auf dieses Feld aus Baumstümpfen ist gruselig.

Links und rechts von mir ist der Wald einfach umgefallen!

Nun kann der Wind auch ungehindert angreifen, es wird ungemütlich und: es fängt an zu schneien. Richtig wohl fühle ich mich bei Wind in dieser Gegend nicht. Ich versuche, weiter in den Wald hinein zu laufen. Hier ist es tatsächlich ruhig und friedlich, der Boden ist mit Moos bewachsen, nur selten ist hier ein Baum umgefallen. Der Wald ist sehr dicht und ich arbeite mich durch das aus Wurzeln bestehende Unterholz.

Hinter dem Wald finde ich mich auf einer offenen Ebene wieder. Die Windräder stehen hier zurecht! Der Wind ist so heftig, dass ich kaum vorwärts komme. Als Folge sehe ich hier auch wieder breite Schneisen mit umgefallenen Bäumen in den Wald geschlagen. Fatal! Nachfolgend laufe ich durch ein paar kleine, gemütliche Örtchen bis zur Dreilägerbach-Talsperre. Die ist leider für mich nicht zugänglich – jedenfalls nicht von dort, wo ich gelaufen bin. Das Laufen über den unebenen Boden war unglaublich anstrengend – das muss reichen für heute.

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